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Wintersonnwende und Raunächte

Eine Tradition des Heidenstammtisches, die auch im Weltenbaum Leipzig fortgesetzt wird, ist die Feier der Wintersonnenwende. Denn mit der Mutter aller Nächte beginnt die dunkle Zeit des Jahres, in der man sich zurückzieht, nach innen schaut und sich auf das Wesentliche besinnt. Alles Dinge, die in unserer hektischen Zeit kaum mehr möglich sind, gerade jetzt aber bewusst und achtsam thematisiert werden sollten.

Heute feierten wir dank Corona in neuer Form. Via Discord trafen wir uns um die Wintersonnenwende zu begehen. Dabei waren neue wie auch alte Gesichter, eine kleine aber harmonische Gruppe. Zunächst gedachten wir dem Licht, das heute am schwächsten ist, jedoch ab morgen wieder zu wachsen beginnt. Mit einem kleinen Ritual wurde dieses Wachstum symbolisch gestärkt und unterstützt. Gemeinsam nahmen wir dann Abschied von negativen Dingen, die uns hindern, hemmen oder beeinträchtigen und die es loszulassen gilt. Jetzt war es soweit, bewusst Dankbarkeit zu zeigen für all das Positive, dass uns in den letzten zwölf Monaten geschehen ist. Ein kleiner gemeinsamer Umtrunk zum Abschluss beendete das Ritual, so dass jeder nochmal den Götter und Wesen gedenken konnte, die ihm wichtig waren.

Je nachdem, wie man seinen Glauben lebt, steht nunmehr die Julzeit an, gefolgt von den Raunächten. Die Familie rückt in den Fokus, bevor man sich in den Nächten zwischen den Jahren dann auf sich selbst konzentriert. Der eine oder andere wird orakeln, seine Träume festhalten oder 13 Wünsche aufschreiben, von denen in jeder Nacht einer verbrannt wird. 12 von ihnen erhalten vielleicht göttliche Unterstützung, der 13. jedoch ist allein unseren Bemühungen überlassen. Die Zeit zwischen den Jahren liegt vor uns, in der man viel erreichen kann. Umso wichtiger war es uns, sich vorzubereiten und darauf einzustimmen.

Wir möchten allen danken, die heute an der Feier teilgenommen haben und wünschen unseren Besuchern, Gästen und Freunden eine ruhige und besinnliche Julzeit, friedliche Raunächte und einen guten Übergang ins neue Jahr. Feier schön, seid achtsam und bleibt gesund!

Runenkerzen – Kraft fürs neue Jahr

Im April 2016 rief ich den Heidenstammtisch Leipzig ins Leben. Bis Dezember des Jahres wuchs die Gruppe auf eine zweistellige Zahl an. Und auf Wunsch unserer Mitglieder bereitete ich unser erstes gemeinsames Ritual vor – die Wintersonnwendfeier.

Von Anfang an war mir klar, wie wichtig diese Feier war. Die dunkelste und längste Nacht des Jahres. Für viele auch das Ende des alten Jahres, bevor die Raunächte als Zeit zwischen den Jahren beginnen würde. Schnell hatte ich mich darauf eingestimmt und ein Ritual geplant. Doch mir fehlte eine kraftvolle Idee. Etwas Besonderes, dass die Teilnehmer der Feier den Weg durch die dunkle Zeit erleichtern sollte. Etwas, was auch im kommenden Jahr Kraft oder Energie geben würde.

Licht, Energie und Kraft – das brachte mich auf eine Tradition, die ich bis heute beibehalten hab. Jedes Jahr, wenn der Dezember beginnt und der richtige Moment gekommen ist, besorge ich mir 24 Kerzen. Schlicht sollen sie sein, nicht zu filigran, nicht zu abgehoben, sondern einfach und angemessen. Dann hole ich mein Runenbuch hervor, stell eine brennende Kerze sowie mein spezielles Messer bereit. Nun endlich kann es losgehen.

Während ich eine Kerze greife, betrachte ich die Liste der Runen und lausche, welche mich ruft. Dann gilt es, sich nur auf diese eine Rune zu konzentrieren, zu verinnerlichen, wofür sie steht, sich ihre Energie vorzustellen. Sobald dies gelungen ist, schneide ich die Rune in den Boden der Kerze, während ich sie und ihre Kraft visualisiere. 24 mal, bis das Runenalphabet komplett ist. 24 mal die unterschiedlichste Energie, um sie in positiver Form auf die Kerze zu übertragen.

Treffen wir uns dann zur Wintersonnwende und ist das Feuer entzündet, warte ich auf den richtigen Moment im Ritual. Jeder Teilnehmer darf vortreten und sich eine Kerze ziehen, um dann nachzuschauen, welche Rune ihn die nächsten 12 Monate begleiten wird. Bis jeder der Anwesenden eine hat. Gemeinsam entzünden wir sie dann, um sie als Kreis um das Feuer zu stellen und mit dem Ritual fortzufahren. Die Kerze und ihr Licht verstärken unsere gemeinsame Kraft und geben in der Finsternis der Nacht zusätzlich Licht und Wärme. Nach dem Ritual nimmt jeder Teilnehmer seine Kerze mit nach Hause und nutzt sie nach freiem Gutdünken. Sei es um die Wünsche zu den Raunächten zu verbrennen, um Räucherungen zu entzünden oder im kommenden Jahr die Kerze in Rituale einzubinden.

Es hat sich als schöne Tradition erwiesen, da die Kerze von unseren Teilnehmern gern angenommen wird. Allerdings sollte man nie vergessen, das Runen über Macht verfügen. Schon beim Schnitzen bzw. Schneiden sollte man Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und sich vorher erden. Denn die Energien, die man bündelt, kann man teilweise fast körperlich spüren. Meiner Erfahrung nach zeigt sich vor allem die eigene Geburtsrune als sehr mächtig und energetisch. Zumindest ging es mir so, als ich Hagalaz das erste Mal schnitt und dabei volle Konzentration brauchte, um nicht von der Energie weggefegt zu werden. Achtvoller Umgang und Respekt erleichtert die Arbeit. Und ist ein angemessener Preis, um solche kraftvollen Objekte zu erschaffen. Energie folgt immer der Aufmerksamkeit.

Jörg